Bericht vom 5. Weltkongress des Int. Gewerkschaftsbundes (IGB) in Melbourne
Ein neuer Sozialvertrag
Im Jahr 2006 wurden die beiden bis dahin bestehenden Richtungs-Gewerkschaftsbünde aufgelöst und der IGB mit dem ersten Weltkongress in Wien neu gegründet. Am 5. Weltkongress im November 2022 in Melbourne haben Delegierte aus 122 Ländern teilgenommen und die österreichische Delegation konnte – neben den inhaltlichen Schwerpunktsetzungen – zahlreiche Kontakte auffrischen oder gänzlich neu knüpfen. Auch in Zeiten von Internet und Video-Konferenzen bleibt das persönliche Gespräch und die spürbare Energie im Plenarsaal ein unverzichtbarer Ausdruck gelebter Solidarität.
So unterschiedlich die Ausgangspunkte der Gewerkschaften in den verschiedenen Erdteilen auch sein mögen und leider immer noch sind, so klar und eindeutig waren die Forderungen des Grundsatzprogramms: Wir können globale Krisen und Herausforderungen nicht im nationalen Alleingang lösen, sondern müssen unsere Gewerkschaften vernetzen und verbünden und in weltweiter Solidarität zusammenstehen. Dabei war es noch nie ausreichend, höflich um etwas zu bitten, sondern wir müssen täglich aufs Neue um die Rechte von Arbeitnehmer:innen kämpfen!
Gerade eine weltweite Zusammenschau macht deutlich, wie riesig die Unterschiede etwa beim „sozialen Dialog“ sind, weil auch nur 24% der Staaten der Erde als Demokratien bezeichnet werden können und viele Gewerkschafter:innen staatlicher Repression ausgesetzt sind. Die ÖGB-Delegation hat in Melbourne die „FREE ALEXANDER-Kampagne“ zur Enthaftung des Vorsitzenden des Gewerkschaftsbundes in Weißrussland, Alexander Yaroshuk, gestartet. Diese Forderung wurde von zahlreichen Ländern unterstützt und wir werden die Kampagne in Österreich fortsetzen, weil Alexander seit Monaten im Gefängnis sitzt, nicht besucht werden darf und um seine Gesundheit und sein Leben zu fürchten ist.
Der IGB kämpft weltweit um Freiheit, Demokratie und Menschenrechte und bildet somit die größte Friedensorganisation. Mit riesigem Dank für die geleistete Arbeit wurde die langjährige IGB-Generalsekretärin Sharan Burrow verabschiedet und als neuer Generalsekretär der bisherige Generalsekretär des europäischen Gewerkschaftsbundes, Luca Visentini, gewählt.
Angesichts der weltweiten Herausforderungen müssen wir voneinander lernen, den IGB-Forderungskatalog um einen „neuen Sozialvertrag“ mit Leben füllen und aus Kontakten und Projekten mit Gewerkschaften auf der ganzen Welt zu echter Partnerschaft finden. Viva – es lebe die internationale Solidarität!